GRIECHISCH Blau Blues



---Für meine Freundin Steffi---

„Stimmt so.“ Mein Gegenüber drückt dem Kellner einen Fuffi in die Hand. Costas bedankt sich freundlich und wünscht uns einen guten Nachhause-Weg. Eine warme Brise weht gerade über den Biergarten des „Rhodos“. Es war ein heißer Sommertag. Beinahe 40 Grad in Rhein-Main. Hitzerekord des Jahres. Ich greife nach dem Ouzo auf dem Tisch und proste meiner Begleitung zu „Yamas!“. Das Gläschen hat noch nicht einmal meine Lippen berührt, da bahnt sich der intensive Anis-Geruch, getragen vom heißen, trockenen Sommerwind seinen Weg in meinen Kopf. Der Duft hüpft von Synapse zu Synapse in meinen Hippocampus, als wüsste er genau wo er hin muss. Als der Ouzo meine Lippen benetzt und irgendwie brennend aber doch mild meine Kehle hinunterrinnt, hat der Duft seine dazugehörige Erinnerung gefunden und kitzelt ein paar Gedächtniszellen in meinem Hirn.

Schlagartig fühle ich mich um mehr als zwanzig Jahre zurückversetzt. Ich lächle. Was für ein Sommer! Meine Schulfreundin und ich -beide gerade in der Waskostetdiewelt-Phase unseres Lebens- verbringen einen Teil unserer Sommerferien auf Kos. Wir schäumen förmlich über vor positiver Energie. Wir sind frei, lebenshungrig und unbeschreiblich glücklich.


Vormittags schauen wir uns Sehenswürdigkeiten in Kos-Stadt an, nachmittags suchen wir uns mit Joghurt, Honig, Nüssen, Brot und Ouzo bewaffnet eine einsame Stelle am Kiesstrand und genießen das Leben. Sonnenbaden, Schwimmen und in den buntesten Farben unser zukünftiges Leben planen. Nachts sind wir oft unterwegs, halten uns aber -bis auf wenige Ausnahmen- sittsam in der näheren Umgebung des Hotels und der Hotelbar auf.

Vor meinem geistigen Auge taucht das Bild auf, das sich für alle Ewigkeit in mein Gedächtnis eingebrannt hat: Das griechische Meer, mit diesem unbeschreiblichen, tiefen, satten blau, das sich ganz deutlich und scharf am Horizont gegen das gleißend helle Blau des Himmels abgrenzt. Als ich es das erste mal sehe, will ich gar nicht glauben, dass so eine unbeschreiblich schöne Farbe überhaupt existiert.

Ich rieche das strenge Parfum unserer Sonnencremes, das sich mit der warmen Meeresluft und ihrem zarten Zederngeruch mischt.


Und ich rieche Ouzo.

„Gehen wir dann?“ Die Stimme meiner Begleitung holt mich ins Jahr 2015 zurück, ins griechische Restaurant „Rhodos“ am Eck.

Ich lächle wieder. Dieser Sommer, mein persönlicher Inbegriff von glücklich sein, ist für immer in meinem Kopf, egal wohin ich gehe.


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